Titel
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tausend andere auch |
Zeitraum
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26. April – 22. Juni 2014 |
Ort
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Kunstverein Konstanz |
Einführung
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Dorothea Cremer-Schacht |
Kuratoren
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Dorothea Cremer-Schacht, Dr. Peter Gerking |
Künstlergespräch | 25. Mai 2014, 17.30 Uhr Professor Dr. Bernd Stiegler, Universität Konstanz im Gespräch mit Michael Schäfer |
Einladung
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PDF-Datei |
Der Fotokünstler Michael Schäfer studierte in Dortmund und Vancouver. Sein Diplom in Fotografie erwarb er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit der Beziehung zwischen authentischen und inszenierten Fotografien sowie dem Verhältnis von Identität und Repräsentation der Abgebildeten. Konkret heißt das, er analysiert das Rollenverhalten in unserer Gesellschaft, studiert Gestik, Mimik und Haltung gesellschaftlicher Vorbilder, reflektiert die Austauschbarkeit von Funktionsträgern und die Macht der Bilder in unserer allgegenwärtigen mediatisierten Welt. Vor diesem Hintergrund hat Schäfer in den letzten Jahren mit einer Reihe optisch verführerischer und rätselhafter, aber auch kritischer Fotoarbeiten von sich reden gemacht.
Die Grundlage seines Schaffens bilden bereits existierende Medienbilder sowie im Studio aufwändig hergestellte Aufnahmen. Die unterschiedlichen Ebenen und Wirklichkeiten werden verknüpft, indem das vorgefundene, veröffentlichte Medienmaterial digital bearbeitet, beschnitten, teils bis zur Abstraktion vergrößert und mit den selbst erzeugten detailreichen, scharfen Studiobildteilen verschmolzen wird. Aus seiner Vorgehensweise macht Schäfer, der sich als Fotomonteur bezeichnet, kein Geheimnis, im Gegenteil, ihm ist es wichtig, die eingebauten Brüche sichtbar und kenntlich zu machen.
Auf dieser Technik basieren auch die im Oberlichtsaal des Konstanzer Kunstvereins ausgestellten großformatigen Fotografien. Die gut 15 Arbeiten stammen aus 2013 und 2014 und werden in diesem Umfang erstmals öffentlich gezeigt. Wie bei Schäfer üblich, zeigen sie Menschen, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Zu sehen ist die glamouröse Welt der Schönen und Reichen mit Fotografien von Models auf dem Laufsteg. Im ersten Moment erscheint die Lesart wie gewohnt. Erst beim näheren, abtastenden Blicken zweifelt man an der Authentizität der Aufnahmen, und bemerkt, dass Schäfer unsere visuelle Wahrnehmung in die Irre leitet. Er zeigt uns nicht die bekannten, ausdruckslosen Mienen der Laufstegmodels, sondern hat ihre Gesichter durch Kinderportraits ersetzt. Schäfer kommentiert zur Modewelt: „Mode ist Ausdruck gesellschaftlicher Rollenbilder und Diskurse, sie liefert Oberflächen für Identitätsentwürfe. Das Fashionmodel selbst ist nicht zuletzt auch für unsere Kinder zur ‚Modellfigur‘, zum Botschafter für eine so verheißungsvolle wie zweifelhafte Lebensvision geworden, bei der der Einzelne seine Identität selbst formt und definiert; durch seinen Konsum, seine Sichtbarkeit und sein Selbstverständnis als Ware.“ Schäfers faszinierenden Bildschöpfungen fehlt die Eindeutigkeit traditioneller Fotografien, ihr hybrider Charakter irritiert und rückt sie in die Nähe von gemalten Bildnissen.
Zusätzliche Arbeiten sind im Kabinett und im Flur der Ausstellungsräume zu finden.
Michael Schäfer ist 1964 in Sigmaringen geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin. Von 1999 bis 2003 Assistenz an der Hochschule in Leipzig, derzeit Lehraufträge an der Hartford Art School (Connecticut) und Universität der Künste Berlin.