Das Dreifachportrait Selbstbildnis im Spiegel, eine Komposition, die auf Spiegelung und Überblendung basiert, ist charakteristisch für die unkonventionelle Arbeitsweise der Pionierin Marta Hoepffner. Die experimentell arbeitende Fotografin hat mit Reliefs, Solarisationen, Negativbildern, kameralosen Arbeiten, Interferenzfotografien und variochromatischen Lichtobjekten einen wesentlichen Beitrag zur bildschöpferischen Fotografie im 20. Jahrhundert geleistet.
1912 in Pirmasens geboren, studierte Hoepffner von 1929 bis 1933 an der Frankfurter Kunstgewerbeschule, der späteren Städelschule, Malerei, Grafik und Fotografie. Ihr Lehrer, der Maler Willi Baumeister beeinflusste sie kompositorisch und inspirierte sie in die Tiefen des fotografischen Mediums vorzudringen. Weitere Impulse erhielt sie von avantgardistischen Strömungen der 20er Jahre sowie ihrem Verwandten, dem Schriftsteller und Dadaisten Hugo Ball. Als Baumeister von den Nationalsozialisten seiner Dozentur beraubt wurde, quittierte sie ihr Studium und versuchte mit dem 1934 gegründeten Atelier für Werbefotografik sowie ästhetisierten Fotobeiträgen für Zeitungen, darunter die Frankfurter Zeitung zu überleben. Im Stillen experimentierte sie weiter und schuf zauberhafte Montagen sowie ihre schönsten Fotogramme, bspw. die „Hommage à Kandinsky“. Nach dem Krieg folgten Versuche mit Farbfotografie und Experimente mit polarisiertem Licht, mit denen sie die Grenzen der Fotografie überschritt. Zwischen 1949 und 1975 führte sie die mit ihrer Schwester Madeleine gegründete, am Bauhaus orientierte Fotoschule, zuerst in Hofheim, ab 1971 in Kressbronn am Bodensee, ihrem letzten Domizil. Sie bildete rund 1000 Schüler aus, darunter von 1966 bis 1968 die Fotokünstlerin Monika Baumgartl. 1997 erhielt sie vom Land Hessen den Maria-Sybilla-Merian-Preis. Ihre Werke befinden sich in verschiedenen namhaften Sammlungen. Sie verstirbt im Jahre 2000 in Lindenberg/Allgäu.
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