Wolfram Janzer

Wolfram Janzer, Selbstportrait

Wolfram Janzer wurde 1945 geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Radolfzell am Bodensee. 1966 zog er zum Studium der Architektur nach Stuttgart, das zu seiner Wahlheimat wurde. Während des Studiums beschäftigte er sich intensiv mit Bau-, Bild- und Kunstgeschichte. 1972 erhielt er sein Architekturdiplom. Nach der Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros ist er seit 1979 als freiberuflicher Fotograf tätig. Er ist mit der Portraitfotografin Marlyse Janzer-Kernwein verheiratet und hat zwei Kinder. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit auftragsbezogener Architekturfotografie. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen die Dokumentationen über den Friedhof St. Cataldo in Modena (Aldo Rossi), das Kloster La Tourette inEvreux (Le Corbusier) und das Kunsthaus in Bregenz (Peter Zumthor). 1996 gründete er zusammen mit Klaus Frahm, Roland Halber, Tomas Riehle u. a. die Agentur „artus“. Sie ist heute die größte Agentur für Architekturfotografie. Er ist Mitglied der Deutschen Fotografischen Akademie und der Deutschen Gesellschaft für Photographie. Veröffentlicht sind seine Arbeiten u. a. in „Bildschaffende Konzepte“, DFA, Edition Marzona und in „Vicino Orsini und der Heilige Wald von Bomarzo“, Wernersche Verlagsgesellschaft.

Janzers künstlerische Arbeit ist verwoben mit seiner Brotarbeit, der dokumentarischen Architekturfotografie. Jeder dieser Bereiche erfordert andere Vorgehensweisen: Die künstlerische Fotografie erlaubt und fordert die abgebildete Wirklichkeit zu interpretieren, die fotografische Dokumentation verlangt die getreue Wiedergabe. Dennoch oder gerade deshalb fließen die Erkenntnisse aus der einen Arbeit in die andere und umgekehrt.

Janzer verfolgt bei seiner freien, künstlerischen Arbeit, wie auch in seinen beruflichen Schaffen stets den „rein“ fotografischen Prozess. Bei der Aufnahme und bei der Ausarbeitung der Negative und Positive geht Janzer konventionell vor. Daraus auf eine traditionelle Sicht- und Vorgehensweise zu schließen, wäre falsch. Die Fotografie als Abbild kümmert ihn nicht. Er bevorzugt eine reduzierte bis minimalistische Bildsprache und setzt ästhetische und gestalterische Ausdrucksmittel ein, die in der neueren bildenden Kunst erarbeitet wurden.

Janzers frühe Fotoarbeiten verband noch viel mit der Landschaft des Bodensees. Äcker, Bäume, das Wasser des Bodensees oder des Rheins oder der hiesige Himmel waren beliebte Motive. Im Laufe der Jahre richtete sich sein Augenmerk stärker auf die von Menschen geschaffenen Dinge, auf Stoffe, auf Körper, auf Gebäude, auf Innenräume, auf die Architektur in Städten. Gleichzeitig wurden die Bilder „leerer“. Dennoch: Architektur und Landschaft, so zeigen die Bilder, dienten schon von Anbeginn seines Schaffens mehr als bloße Vorlage denn als Motiv. Sie stehen als Paten einer Bildidee. Auch fokussiert Janzer meist nicht das Objekt als Ganzes, sondern widmet sich einem Ausschnitt, einem Detail. Seine Abstrahierung von der Wirklichkeit reicht bis zur Unkenntlichkeit. Janzer reduziert die abgelichteten dreidimensionalen Gegenstände oder Räume zu Flächen, zu Feldern, zu Linien, zu Zeichen.

 

o.T

 

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Collage Musikhochschule Wilford-Schupp, Trossingen