2018: Mein Konstanz

Ausstellung: Fotoprojekt „Mein Konstanz“
Vernissage: 14.12.2018, 17 Uhr
Einführung: Frank Raddatz, Direktor Theodor-Heuss-Realschule Konstanz                          Ort: vhs-Galerie, Katzgasse 7, 78462 Konstanz

Lena Hübner und Franceska Bartholomäi

© Lena Hübner und Franceska Bartholomäi

Die Ausstellung zeigt Fotografien von Schülerinnen und Schülern der Theodor-Heuss-Realschule in Konstanz. Die Aufnahmen handeln von der Stadt Konstanz, ihren Menschen, ihrer Architektur und Umgebung; beliebt sind die Sujets Freizeit, Wald, Wasser und Architektur. Die Aufnahmen entstanden während eines Fotografie-Workshop im Frühjahr dieses Jahres, der die Auseinandersetzung der Jugendlichen mit ihrer Stadt zum Thema hatte. Ausführliche Projektbeschreibung

 

2018: Anna Lehmann-Brauns „Junimond“

Titel
Junimond
Zeitraum
17. Februar- 8. April 2018
Ort
Kunstverein Konstanz
Einführung
Dorothea Cremer-Schacht
Kuratoren
Dorothea Cremer-Schacht, Christiane Schmidt-Neubig
 Künstlergespräch 11. März 2018, 11 Uhr, Dr. Matthias Harder
Hauptkurator Helmut-Newton-Stiftung Berlin mit Anna Lehmann-Brauns
Einladung
PDF
Anna Lehmann-Brauns, Oasis I, San Franzisco 2016

© Anna Lehmann-Brauns, Oasis I, San Franzisco 2016

Räume sind das zentrale Motiv von Anna Lehmann-Brauns. Sie findet sie in Hotels, Diskotheken, Theatern, Lichtspielhäusern, Clubs, Bars, Filmstudios und Fabrikanlagen. Ihre detailgetreuen Interieurs wirken wie aus der Zeit gefallen, alles scheint still zu stehen. Den farbstarken Szenerien haftet etwas Zauberhaftes, teils Skurriles an. Alles gleicht mehr einer subjektiven Zustandsbeschreibung, denn einer objektiven Wirklichkeitsabbildung – unterstrichen durch die gemäldehafte Anmutung der Fotografien. Die Fotokünstlerin erzählt Geschichten, die uns tief ins Bild ziehen und unsere Fantasie beflügeln und unsere Vorstellung herausfordern. Sind das reale Räume oder Kulissen oder Bühnen? Und wo sind die Menschen?

Der Kunstverein Konstanz präsentiert in Zusammenarbeit mit der Konstanzer Galerie Grashey eine Übersicht über Lehmann-Brauns Schaffen der letzten Jahre. Gezeigt werden Ausschnitte aus den Werkreihen Deaf/Taub, Paradise Lost und Spandau, die von Räumen urbanen Lebens aus neuerer Zeit handeln. Das Hauptaugenmerk der Schau richtet sich auf zweitjüngste Serie der Künstlerin mit dem Titel Wildsidewest. Diese entstand 2016 während eines mehrmonatigen Aufenthaltes in Kalifornien. Hier widmet sie sich intensiv alternativen Lebensformen in San Franzisco. In dem für seine LGBT-Community bekannten und legendären Viertel Castro fotografiert sie Clubs von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen und gewährt Einblick in eine Welt, die viele nie betreten. Charakteristisch für diese Arbeit ist – gleich den anderen ausgestellten Werkreihen – die Abwesenheit von Menschen. In Wildsidewest positioniert Lehmann-Brauns die Kamera dann, wenn weder Bardamen oder Barkeeper noch Inhaber oder Gäste anwesend sind. Es geht nicht um den Menschen, sein Verhalten, seine möglichen Ausschweifungen, ihre Neugier gilt dem Raum, wenn er verwaist ist und den Blick auf Barhocker, Billardtische, Schilder und Wandbemalungen freilegt wie auch auf Eigenheiten und Details. Trotz der Leere sind die Spuren der Menschen sichtbar. Für Matthias Harder von der Berliner Helmut-Newton-Stiftung kommt Lehmann- Brauns fotografischer Ansatz einer systematischen Untersuchung gleich, die nicht nur eine ästhetische, sondern eine gesellschaftliche Studie ist.

Lehmann-Brauns‘ fotografiert mit klassischen Werkzeugen: Mittelformatkamera, Analogfilm mit Größen bis zu 6 x 9 Zentimetern, Stativ. Bis auf die Beseitigung einiger Störenfriede wie Zimmerpflanzen, hat sie die Orte wie vorgefunden festgehalten. Licht und Farben spielen eine zentrale Rolle. Lehmann-Brauns fotografiert viel bei Nacht und arbeitet meist mit dem vorhandenen Licht, was lange Belichtungszeiten erforderlich macht. Bei der Vergrößerung beschränkt sie sich auf die Veränderung der Ausschnitte. Zu ihrer handwerklich versierten Arbeitsweise gesellt sich eine bildnerische Inspiration. Mit hell erleuchteten Bildteilen im Kontrast zur dunklen Umgebung, mit opulentem Rot, Türkis, Braun oder Lila und mit strenger Komposition verleiht sie ihren Bildern Glanz und Schönheit. Ihre Fotografien sind durch und durch abbildhaft und real und doch zugleich malerisch und illusionär.

JUNIMOND, der Titel dieser Ausstellung, ist dem gleichnamigen Lied des früh verstorbenen Rio Reisers entnommen, dessen Songs eine wichtige Rolle in Lehmann-Brauns Jugend und Erinnerungswelt spielen.

Die Ausstellung wird unterstützt von Steigenberger Inselhotel Konstanz, Zahn Malerfachbetrieb Konstanz.

 

Kurzbiografie:

Anna Lehmann-Brauns (*1967) lebt und arbeitet in ihrer Geburtsstadt Berlin. Sie studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig und besuchte die Meisterklasse von Joachim Brohm. Ihre Arbeit wurde mehrfach mit Preisen und Residency-Programmen ausgezeichnet und unterstützt. Ausgestellt hat sie in nationalen und internationalen Häusern; Einzelausstellungen widmeten ihr in den letzten drei Jahren u.a. Haus am Kleistpark, Berlin; Galerie Springer, Berlin; Galerie Greulich, Frankfurt; Galerie 94, Baden, Schweiz; Galerie Strümpfe – the supper artclub, Mannheim; Galerie Grashey, Konstanz. Vertreten wird sie von den Galerien Springer und Greulich.

2017: Elke Linne „Donne“

Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci von 1497 ist ein Meilenstein der Renaissance. Das Gemälde hat die gesamte abendländische Malerei beeinflusst. Es ist sowohl aus religiöser wie aus künstlerischer Sicht eine Ikone. Die Struktur des Freskos mit einer Tischgesellschaft an einer langen Tafel und einer zentralen Figur in ihrer Mitte hat zahlreiche Künstler zu Appropriationen animiert. Der Grund der Aneignung ist aber nicht im Motiv zu finden, sondern in der Ausgestaltung des Motivs durch da Vinci. Auch die Fotokünstlerin Elke Linne faszinierte da Vincis Version des Abendmahls. Insbesondere seine unkonventionelle Umsetzung eines religiösen Themas, seine Interpretation der Johannesfigur und die Selbstdarstellung im Jünger Thaddeus sprachen sie an und führten zu einer Verfremdung der Tischgesellschaft mit weiblichen Personen.

Dabei hat Linne sich nicht nur auf eine spannungsvolle Interpretation von Leonardos Motiv mit Frauen beschränkt. Sie hat neun Fotografien geschaffen und für jedes Bild ihre Laiendarstellerinnen in Alterskohorten von 10 Jahren unterteilt. Die erste umfasst Kinder bis zu 10, die letzte betagte Frauen mit über 90 Jahren.  Entstanden ist ein aufschlussreiches Portrait von zeitgenössischen Frauen im Alter von 2 bis 94 Jahren.

Die Bilder wurden in analoger Technik fotografiert und digital weiterverarbeitet. Die Abzüge sind auf Leinwand aufgezogen und werden in Schattenfugenrahmen (Größe: 40 x 140 cm) präsentiert. Ein kleiner Teil der Aufnahmen wurde bereits 2015 in einer Ausstellung in den Räumen der Photobastei in Zürich gezeigt.

Hier finden Sie die Einladungskarte und hier den Vortragstext zur Vernissage am 27.10.2017.

2017: Neue Leitung Fotomuseum Winterthur

Nadine Wietlisbach heißt die neue Leiterin des Fotomuseums Winterthur. Sie wurde vom Stiftungsrat des Fotomuseums Winterthur berufen. Am 1.1.2018 wird sie mit dieser Arbeit beginnen und Thomas Seelig ablösen, der nach dem Zusammenbruch der nur dreijährigen Doppelspitze mit Duncan Forbes das Museum in den letzten Monaten als alleiniger Direktor führte. Die 1982 geborene Kuratorin und Kritikerin wurde 2015 vom Bundesamt für Kultur mit dem Swiss Art Award ausgezeichnet. Im Moment hat Wietlisbach noch die Leitung des Photoforums PasquART in Biel inne. Museale Erfahrungen und Fachkompetenz sammelte sie auch schon zuvor. Drei Jahre war die junge Schweizerin als stellvertretende Leiterin des Nidwaldner Museums in Stans tätig und von 2007 bis 2015 initiierte und leitete sie den unabhängigen Kunstraum sic! Raum für Kunst in Luzern. Zudem realisierte sie zahlreiche Ausstellungen und Publikationen in zeitgenössischer Fotografie und Kunst. Für Thomas Seelig, der seit 2003 im Fotomuseum Winterthur tätig ist, stehen dort künftig wieder die kuratorischen Aufgaben im Zentrum seines Schaffens.

2017: Ferdinand Joesten „Sehstücke“

Ferdinand Joesten ist ein Bildersammler, der flüchtige Momente auf Papier bannt. Wachsam durchstreift er die Welt, sei es zu Hause oder in weiter Ferne. Sie ist seine Bühne. Was sich dort bietet, greift er sekundenschnell auf. Dabei hat er einen Blick für beiläufige und bemerkenswerte Dinge und Situationen. Dem Dokumentarischen scheinbar enthoben, verwandelt er Gesehenes mittels unüblicher Ausschnitte und Perspektiven zu skurrilen und bizarren wie auch poesievollen und traumhaften Fotografien. Jedes Bild erzählt eine kleine Geschichte: Die Spiegelung von Neonlicht in einer Kaffeetasse, ein Steinmännchen am Wasser im Kontrast zu einem Felsmassiv oder ein fliegender Zeppelin hautnah an der Hutkrempe eines Fußgängers.

Joesten, geboren in Bonn, absolvierte von 1970 bis 1972 eine Fotografenausbildung beim Berliner Lette-Verein. Anschließend arbeitete er im Videostudio bei Siemens und als Wissenschaftsfotograf am Veterinärmedizinischen Institut der Freien Universität Berlin. Seit 1982 lebt er in Ostrach und konzentriert sich auf die künstlerische Fotografie.

Hier finden Sie den Vortrag zur Einführung in die Ausstellung vom 22.06.2017.

2017: Jürg Halter und Ester Vonplon „Alleine tanzend – irgendwo“

Titel
Alleine tanzend – irgendwo
Zeitraum
29. April – 2. Juli 2017
Ort
Kunstverein Konstanz
Einführung
Dorothea Cremer-Schacht
Kuratoren
Dorothea Cremer-Schacht, Dr. Peter Gerking
 Künstlergespräch 21. Mai 2017, 11 Uhr Dr. Katharina Ammann, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), Zürich mit Jürg Halter und Ester Vonplon
Einladung
PDF-Datei
Ester Vonplon, Ohne Titel

©Ester Vonplon, o.T.

Mit „Alleine tanzend – irgendwo“ präsentiert der Kunstverein Konstanz vom 29. April bis 2. Juli 2017 die erste Gemeinschaftsausstellung der KünstlerIn Jürg Halter und Ester Vonplon.

Der Schriftsteller, Musiker und Performancekünstler Jürg Halter und die Fotografin Ester Vonplon gehören zu den bekanntesten Schweizer Künstlern ihrer Generation. Seit 2012 tauschen sie sich künstlerisch intensiv aus. In der ersten gemeinsamen Ausstellung hinterfragen die beiden den Heimatbegriff und lösen diesen vielschichtig auf.

Halter und Vonplon bereisten unterschiedliche Orte in Europa und der Arktis, um nach Bildern und Worten für menschliche Abwesenheit zu suchen. Anhand von Fotografien, Videos und lyrischen Texten treten die beiden in einen poetischen Dialog über Identität und Herkunft: Was ist die Natur ohne den Menschen, was der Mensch ohne die Natur? Was bedeutet Heimat, wenn man unterwegs ist?

Eines der Hauptmotive in Vonplons Arbeit ist die Natur und wie in Halters literarischem Schaffen spielt die Abwesenheit eine zentrale Rolle – in der Schnittmenge dieser zwei Begriffe ist „Alleine tanzend – irgendwo“ zu begreifen. Vonplons eigensinnige Fotografien, die beiläufige Zeichen von Zivilisation inmitten scheinbar unberührter Natur zeigen, werden Halters lyrischen wie gesellschaftskritischen Texten und Gedichten, die die Endlichkeit und die Einsamkeit des Menschen verhandeln, gegenübergestellt – Fotografie und Text erzählen so gemeinsam von einem Sehnsuchtsort, einem Ort zwischen Literatur und Bild, der im Kopf des Ausstellungsbesuchers entsteht.

Vonplon hat sich in den letzten Jahren einen Namen mit Ausstellungen im In-und Ausland gemacht. Unter anderem waren ihre Werke im Bündner Kunstmuseum in Chur, FOAM Amsterdam, Dafan Art Museum Shenzhen und im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart zu sehen. 2017 erhält sie in der Schweiz den Manor Kunstpreis und ist beim weltweit wichtigsten Fotofestival, dem „Rencontre d’Arles“ für den Discovery Award nominiert.

Halter hatte als Dichter und Performer Auftritte an renommierten Literaturfestivals in Europa, den U.S.A., Russland, Afrika und Japan und veröffentlichte zahlreiche viel beachtete Bücher und Musikalben. Zuletzt wurde sein erstes Theaterstück, „Mondkreisläufer“, zu den diesjährigen Berliner Autorentheatertagen eingeladen, dem wichtigsten Festival für zeitgenössische Dramatik im deutschsprachigen Raum.

Man darf also gespannt sein, was diese beiden Künstler in ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung schaffen werden.

Jürg Halter, Ohne Titel

©Jürg Halter, o.T.

Kurzbiografien

Jürg Halter (*1980 in Bern), wo er meistens lebt. Halter ist Schriftsteller, Musiker und Performancekünstler. Er gehört zu den bekanntesten Schweizer Autoren seiner Generation. Studium der Bildenden Künste an der Hochschule der Künste Bern. Regelmäßig Auftritte an Literaturfestival in ganz Europa, in den U.S.A., in Afrika, Russland und Japan. Zahlreiche preisgekrönte Buch- und Musik-Album-Veröffentlichungen. Zudem gesellschaftskritische Essays und Kolumnen in Zeitungen und Zeitschriften (u.a. NZZ, Tages-Anzeiger, Die Zeit). Zuletzt erschienen der Gedichtband „Wir fürchten das Ende der Musik“ (Wallstein, 2014) und „Das 48-Stunden-Gedicht“ (Wallstein, 2016) mit dem japanischen Starpoeten Tanikawa Shuntaro. In Bern kuratiert und moderiert Halter am Stadttheater seine eigene Anti-Talkshow-Reihe „Die Gegenaufklärung“. Halter hat mit Künstlern wie Stephan Eicher, Sophie Hunger, Marc „Slampapi“ Smith, Bettina Oberli, Endo Anaconda (Stiller Has), Cihan Inan, Tobias Jundt (Bonaparte), Ester Vonplon, Dieter Meier (Yello), Silvia Bächli, Fettes Brot, Kuno Lauener (Züri West), Stephanie Glaser, Walter Pfeiffer, Yves Netzhammer, Fredy Studer und Tanikawa Shuntaro zusammengearbeitet.

Halters erstes Theaterstück, „Mondkreisläufer“, feierte im September 2016 am Konzert Theater Bern erfolgreich Uraufführung und wurde zu den Autorentheatertagen Berlin 2017 eingeladen. Mehr: www.juerghalter.com

Ester Vonplon (*1980 Schlieren), präsentiert ihre Arbeiten in Ausstellungen im In- und Ausland. Unter anderem im FOMU Amsterdam, The QUAD Derby, WKV Stuttgart, Dafen Art Museum Shenzhen, FOMA Antwerpen, Helmhaus Zürich, Museum zu Allerheilgen Schaffhausen,  Aargauer Kunsthaus, Bündner Kunstmuseum. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2009 als Schweizer Fotografin des Jahres. 2012 wählte David Lynch ein Foto aus der Surselva zu einem seiner 99 liebsten Bilder im Buch «seen by David Lynch» (Steidl Verlag). 2011 wurde sie in Amsterdam mit dem FOAM TALENTS Award ausgezeichnet. 2017 erhält sie den renommierten Manor Kunstpreis, den SAC Kulturpreis und ist nominiert für den Discovery Award am Rencontre d’Arles. Ihre Fotografien erscheinen oftmals in thematisch gebündelten Kunstbüchern, die sie in kleiner Auflage publiziert. Neben ihren eigenen Kunstprojekten, ist sie Mitglied des internationalen Künstlerkollektivs AMprojects. Ester Vonplon kollaboriert in ihren Arbeiten oftmals mit anderen Kunstschaffenden. Unter anderem mit den Musikern Stephan Eicher, Rainier Lericolais, Taylor Deupree und dem Dichter Jürg Halter.

Ester Vonplon ist nach ihrem Studium der Fotografie in Berlin und dem Master in Kunst, an der Zürcher Hochschule der Künste 2013 nach Graubünden zurückgekehrt. Sie lebt und arbeitet in Castrisch. Mehr: www.estervonplon.com

2016: Georg Küttinger „landscapes: remixed vol. 2“

Vom 19.11.2016 bis 13.01.2017 zeigt die Stuttgarter Galerie von Braunbehrens die Ausstellung „landscapes: remixed vol. 2“ mit Arbeiten von Georg Küttinger. Der Münchner Fotokünstler beschäftigt sich mit dem künstlerischen Landschaftsbild. Dabei verfolgt er einen sehr „malerischen“ Ansatz und setzt seine Motive aus vielen einzelnen Fotografien unterschiedlichster Perspektiven und Tageszeiten zusammen. Die Vernissage ist am 18.11.16 ab 19.00 Uhr – Einführung: Dorothea Cremer-Schacht.

Weitere Informationen: http://www.galerie-braunbehrens.de/

gk_niagara_cmyk

Georg Küttinger: „niagara_cmyk“

2016: KRIEG. BILDER DER GEWALT

Bilder vom Krieg sind speziell. Bei vielen Fotoausstellungen debattiert man über Bildgestaltung, kunsthistorische Verortung, Auswahl oder Hängung. Bei Fotografien von Leichen, verstümmelten Körpern oder zerstörten Gebäuden treten solche Betrachtungen in den Hintergrund. Stattdessen stellen sich Fragen wie: Was ist Krieg? Welchen Aspekt des Kriegs zeigt uns der Fotograf? Und Warum?

In Singen zeigt das Kunstmuseum bis 4.12.2016 Otto Dix´ Mappenwerk „Der Krieg“ mit 50 Radierungen aus dem Jahr 1924, Bilder aus dem Buch „War Porn“ des Fotografen Christoph Bangert und eine Auswahl von Fotografien der Kriegsreporterin Anja Niedringhaus, die 2014 mit 48 Jahren bei der Ausübung ihrer Tätigkeit in Afghanistan erschossen wurde. Einige der ausgestellten Bilder sind verstörend, weshalb die Ausstellungsmacher den Hinweis angebracht haben, dass die Ausstellung für Besucher unter 18 Jahren ohne Begleitung ungeeignet sei.

Die Ausstellung ist sehenswert. Dix wollte vermutlich mit seinen heute weltbekannten Bildern das Grauen im Schützengraben den Zeitgenossen verdeutlichen, gewissermaßen als Korrektiv zum Hurrapatriotismus bei Kriegsausbruch. Es geht hier um das „innere Bild“ vom Krieg, dass sich die Menschen machen. Das will durchaus einleuchten.

Bungert folgt rund 100 Jahre später dem gleichen Ansatz mit dokumentarischen Farbfotografien von den jetzigen Krisengebieten im Irak, in Afghanistan und Gaza. Hier fragt sich aber, ob das in der heutigen Zeit nötig ist. Etliche prämierte Vietnamfilme haben das von Bangert bebilderte Leid bis in fast alle Wohnzimmer getragen. Reicht es, zu sagen, dass Krieg schrecklich ist, wenn sogar Deutschland ohne UN-Mandat in den Krieg zieht, um dem Wohl der Menschheit zu dienen.

Bei Niedringhaus sieht der Besucher mehr vom Krieg als Leid und Elend, nämlich wie das Leben der Menschen trotz Krieg weitergeht, wie Kinder den Krieg spielen, wie sich Palästinenserinnen auf einem Rummelplatz tummeln oder wie sich die Sieger freuen. Von der Pulitzerpreisträgerin stammt die Aussage, dass das wirklich gute Foto eher 50 Meter hinter der Frontlinie entsteht.

Viel ließe sich noch über die Unterschiede der Bildautoren aussagen, zum Beispiel, dass Dix als beteiligter Soldat berichtet, Bangert wie auch Niedringshaus aber die Kriegsschauplätze als Augenzeugen dokumentieren. Wie überhaupt das Museum einen starken Schwerpunkt auf die Frage legt, ob und welche Bilder man zeigen darf oder sollte. Zahlreiche Zitate von Kriegsreportern und Philosophen, Schriftstellern ergänzen die Bilder.

Doch egal wie man zum Krieg und zu Bildern vom Krieg steht, man wird die Ausstellung nicht achselzuckend verlassen.